Handel

Jüngste Beispiele wie Click&Collect zeigen es deutlich: Durch Omnichannel verschwinden langsam auch die letzten Grenzen zwischen Off- und Online-Handel. Mit dem Metaverse zeichnet sich nun ein neuer Trend am Horizont ab, der den Omnichannel-Handel noch weiter befeuern und das Shopping-Erlebnis nachhaltig verändern dürfte.

Was heute noch anmutet wie aus einem Science-Fiction-Roman, wird in der Zukunft des Handels, konkret im Metaverse, ganz selbstverständlich sein: Apps lotsen uns mittels Augmented Reality (AR) durch das Ladenlokal zum gesuchten Produkt oder informieren uns über Angebote, die wir bequem mit einem Wisch annehmen können. Dass dies auch für Verbraucher:innen attraktiv ist, zeigt eine Google-Studie aus dem Jahr 2021. Dieser zufolge sind 66 Prozent der Konsument:innen daran interessiert, AR-Tools als Shopping-Hilfe zu nutzen.
Title-Date-Blog-Banner-274x280Der Konsumgüterindustrie und dem Handel verspricht das Metaverse wiederum neue Geschäftsfelder und zusätzliche Vertriebskanäle – und somit enorme Wachstumsmöglichkeiten. Das verwundert nicht, denn immerhin wird laut Gartner bereits im Jahr 2026 ein Viertel der Menschen täglich mindestens eine Stunde im Metaverse verbringen, sei es um zu arbeiten, sich fortzubilden, sich in sozialen Medien zu tummeln – oder eben einzukaufen. Auch das Marktvolumen der Metaverse-Economy verspricht enorm zu werden: Nach Schätzungen von Bloomberg wird es sich im Jahr 2024 auf rund 800 Milliarden US-Dollar belaufen.


Klar ist: Das Metaverse wird auch den Handel gehörig umkrempeln. Doch was genau verbirgt sich eigentlich hinter dem Trend Metaverse und was bedeutet er für den Einzelhandel?

Was genau ist das Metaverse und wie beeinflusst es die Zukunft des Handels?

Beim Metaverse – ein Kunstwort aus „Meta“ (höhere Ebene) und „Universe“ (Universum) – handelt es sich um die Vision eines Online-Kosmos, in dem die virtuelle Umgebung, Augmented Reality und die reale Welt konvergieren. Die Nutzer:innen verfügen dabei über eine digitale Identität in Form von selbst erstellten Avataren, die es ihnen gestatten, nahtlos zwischen verschiedenen virtuellen Räumen und Anwendungen hin und her zu wechseln. Dabei lässt sich dieses dieser „digitale Zwilling“ nutzen, um im virtuellen Büro zu arbeiten, sich ins Nachtleben zu stürzen, an Online-Events teilzunehmen, dem Stadion des Lieblingsfußballvereins einen Besuch abzustatten – oder für den Einkaufsbummel. Ein WM-Finale am anderen Ende der Welt mitzuverfolgen oder Christmas Shopping in New York zu genießen, wird somit auch ohne Reise möglich sein, solange dieser Service auch in der virtuellen Welt angeboten wird.

Neue Geschäftsmodelle

Dass das Metaverse auf diese Weise völlig neue Formen der sozialen Interaktion im Einzelhandel eröffnet, liegt auf der Hand. Zwar sind die wegbereitenden Technologien wie künstliche Intelligenz, Virtual Reality, Augmented Reality, 5G, Blockchain und NFTs (Non-fungible Token) noch nicht ganz ausgereift, doch lässt das Metaverse bereits jetzt erahnen, dass es dem Handel völlig neue Geschäftsmodelle bietet. Da das Metaverse über eine eigene Wirtschaft verfügt, ist es jedem User so möglich, Investitionen, Käufe und Verkäufe zu tätigen, innerhalb des Metaverse Handel zu betreiben und somit Umsatz zu machen.

Was bedeutet das Metaverse für den Einzelhandel?

Unser Shopping-Erlebnis wird sich dadurch, dass auch der Handel im Metaverse stattfindet, grundlegend ändern.  Zum Beispiel werden mittels sogenanntem „Digital Twinning” neben virtuellen Versionen der Nutzer auch digitale Abbildungen von Büros, Wohnungen, Häusern und Ladenlokalen entstehen. Diese wiederum werden es gestatten, sich nahtlos zwischen dem realen und dem digitalen Kosmos zu bewegen. Bereits jetzt gibt es sinnvolle Anwendungen, die auf AR basieren und die beiden Welten miteinander verschmelzen lassen. Beispielsweise können sich Verbraucher:innen in der entsprechenden App anzeigen lassen, wie gut sich das Wunschsofa in ihrem Wohnzimmer machen würde. Hierzu gilt es lediglich, die App zu starten und die Kamera in den Raum zu richten – und schon wird gezeigt, wie das Möbelstück in der guten Stube aussähe. 

Denkbar wäre zudem, dass Kund*innen künftig vor der Kaufentscheidung das jeweilige Produkt im virtuellen Geschäft ausprobieren. Beispielsweise beim Modeshopping: Mithilfe unseres digitalen Zwillings, der unsere exakten Körpermaße aufweist, wären Kleideranproben auch virtuell möglich. Kennt die App auch noch den Inhalt unseres Kleiderschranks, lassen sich etwa Farb-Fehlgriffe vermeiden. Mehr noch: Die App hätte auch gleich Vorschläge für Mode parat, die zur bereits vorhandenen Garderobe passt, was Händlern zusätzliche Upselling-Möglichkeiten beschert. Der Clou: Nach der virtuellen Anprobe lässt sich die reale Ware per Mausklick nach Hause schicken. Neben einer besseren Customer Experience und somit höheren Kundenzufriedenheit, sorgt das Metaverse im Einzelhandel für gesenkte Rückgabequoten.

Doch dies sind nicht die einzigen Vorteile, die dieser Trend für den Handel mit sich bringt. Vielmehr wird das Metaverse die Zukunft des Handels auf vielfältige Weise positiv verändern. Vor allem aber spielt das soziale Element eine große Rolle: Die virtuelle Welt erlaubt es, den Einkaufsbummel mit Freunden zu veranstalten – selbst, wenn diese gerade nicht vor Ort sind.

Title-Date-Blog-Banner-780x650Eines steht also fest: Das Metaverse eröffnet dem Handel eine Vielzahl von Chancen. Dennoch steckt das Konzept noch immer in den Kinderschuhen und stellt Unternehmen vor viele Hürden. Auch birgt es diverse Risiken, derer sich die Händler bewusst sein müssen, soll ihr Auftritt in diesem Paralleluniversum von Erfolg gekrönt sein.

Welches sind die Herausforderungen und Risiken des Metaverse für den Handel?

Zuallererst heißt es für den Einzelhandel, den Bedarf an Ressourcen richtig einzuschätzen, die der Einstieg ins Metaverse mit sich bringt. Auch gilt es, permanent das Konsumverhalten der Käufer*innen im Auge zu behalten. Dies erlaubt es den Händlern, eine solide Datenbasis zu schaffen, anhand derer sie ihre Geschäftsprozesse optimieren können. Zudem ist es wichtig, sich zuerst eine entsprechende Strategie beziehungsweise das erwünschte Anwendungsszenario zurechtzulegen, und dann erst mit der eigentlichen Umsetzung zu starten.

Bots und externe Angriffe

Doch während die Bewerkstelligung dieser Herausforderungen noch in der Hand der Händler selbst liegt, gibt es weitaus kritischere Aspekte, die nicht in deren Einfluss stehen. So etwa könnten automatisierte Bots im Metaverse sich fälschlicherweise als echte Anwender präsentieren. Durch unnötig erzeugten digitalen Datenverkehr könnten sie zu Überlastungen der digitalen Räume führen und den Datenaustausch verlangsamen. Das größte Risiko stellt jedoch der Online-Betrug dar, der sich im Vergleich zu heute im Metaverse noch potenziert. Denn die Möglichkeit, sich dort mehrere Identitäten zuzulegen, macht die virtuelle Welt zu einer Spielwiese für Kriminelle. Betrugsmöglichkeiten reichen vom E-Commerce-Schwindel bis hin zu NFT-Diebstahl und Fake-Konten, über die Phishing-Mails und Ransomware verteilt werden. Solche perfiden Aktionen sorgen bereits jetzt für Schäden in Millionenhöhe. 

Zwar ist das Metaverse für den Handel bisher noch unbekanntes Terrain, doch gilt es schon heute darüber nachzudenken, wie es sich nutzen lässt und die Gesellschaft dennoch vor Betrug geschützt ist. Hier liegen die Händler in der Verantwortung: Genau wie in der realen Welt erwarten Verbraucher*innen schlichtweg, dass der Handel auch im Metaverse potenzielle Risiken weitestgehend minimiert

Metaverse: Was sollte der Handel jetzt tun?

Da das Metaverse noch Zukunftsmusik für den Handel ist, heißt es, bereits jetzt die Ausrichtung des Unternehmens in die richtigen Bahnen zu lenken, möchte man nicht vom Wettbewerb abgehängt werden. Insbesondere sind diese drei Dinge zu tun: 

  1. Trends und Technologien im Blick haben
    Händler sollten sich immer bestmöglich über Trends und Technologien informieren. Ein Blick durch die Brille ihrer speziellen Branche zeigt, was diese für das eigene Gewerbe bedeuten.
  2. Experimentieren
    Um eine Ahnung davon zu bekommen, welche Trends in Zukunft für den Handel wichtig sein werden und wie sie die eigenen Kunden betreffen, heißt es: ausprobieren! Unternehmen sollten wissen, wie Gaming und Virtual Reality funktionieren und diese Technologien daher ausführlichen Tests unterziehen. Ebenso bietet es sich an, selbst einmal ein NFT zu kaufen.
  3. Hausaufgabe „Digitalisierung“
    Ob Online-Präsenz, Warenwirtschafts- oder CRM-System: Eine gute Digitalisierung des Unternehmens ist unerlässlich, denn sie ist Voraussetzung für den Unternehmenserfolg – und somit auch für die Zukunft des Handels.

Fazit: Metaverse – glänzende Zukunft für den Handel

Der zukunftsweisende Trend „Metaverse“ wird dem Handel ungeahnte Möglichkeiten eröffnen und riesige Wachstumschancen bescheren. So könnte etwa die Mode- und Luxusgüterbranche Schätzungen der Investmentbank Morgan Stanley zufolge bis 2030 zusätzliche Umsätze in Höhe von 50 Milliarden US-Dollar einspielen. Zwar ist es noch zu früh, um genau zu wissen, welche Plattformen sich künftig durchsetzen werden und welche Investitionen sich daher auf lange Sicht lohnen. Dennoch darf der Handel jetzt nicht untätig bleiben. Vielmehr heißt es nun, ein Bewusstsein für das Metaverse zu entwickeln und sich zu überlegen, inwiefern sich dessen Potenzial für das eigene Unternehmen nutzen lässt. Händler*innen, die jetzt den Mut haben, Neues auszuprobieren, heben Omnichannel – und somit Kundenzufriedenheit – auf eine ganz neue Ebene.

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