Allein im vergangenen Jahr gab es nur in der Bundesrepublik Deutschland mehr als 530 Millionen Retouren. Das haben die Mitglieder der Universität Bamberg berechnet und damit Deutschland ein trauriges Zeugnis ausgestellt: Wir sind Europameister. Jedoch nur, wenn es um das hin und her senden von Artikeln und Waren geht. Kein anderes Land auf dem Kontinent hat diese Kunst so sehr perfektioniert, wie wir. Und niemand belastet damit das Klima und den Geldbeutel mehr als die Deutschen.
Denn: geht man vom Durchschnittswert von 6,95 Euro an Kosten pro Retoure aus (kleine Händler zahlen meist deutlich mehr!), bedeuten diese Rücksendungen einen Aufwand von 3,6 Milliarden Euro. Und das allein im Jahr 2021. Mit dieser Summe könnte man zum Beispiel über 92.000 E-Autos der gehobenen Mittelklasse kaufen.
Bedenklicher ist jedoch der Schaden, den die Retouren für unser Klima bedeuten. So fanden die Forscher*innen aus Bamberg heraus, dass gut 795.000 Tonnen CO2 2021 nur auf Warenrücksendungen zurückgehen. Auf Autofahrten gerechnet wären das mehr als 6,6 Millionen Touren von München nach Hamburg. Man könnte also über 6.000 Jahre im Auto sitzen, nur um das in 2021 für Retouren freigesetzte CO2 zu erzeugen.
Retouren kosten also Geld. Und sie belasten das Klima. Und doch sind sie unvermeidlich, denn sie gehören fest zum Onlinehandel dazu. Denn das Rückgaberecht in Deutschland erlaubt es Kund*innen Waren und Dienstleistungen innerhalb von 14 Tagen zurückzugeben. Und dieses Recht wird teilweise sehr großzügig genutzt. Denn: wenig überraschend entfallen 91 Prozent von ihnen auf Kleidung und Schuhe. Oft werden Jacken, Hosen und Schuhe in diversen Größen und Passformen bestellt, daheim getestet und anschließend zurückgeschickt.
Daher ist es natürlich vor allem spannend einen Blick auf den Fashion-Sektor zu werfen und sich zu fragen: Kann man dieses Problem so angehen, dass alle davon profitieren? Und die Antwort ist: Ja! So hat der Modehändler SØR aus der lästigen Pflicht der Retouren einen Service geschaffen, der die eigenen Kund*innen glücklich macht, viele Kosten spart und auch noch das Klima schont. Und im besten Fall bedeuten Retouren für den Händler inzwischen sogar größere Warenkörbe und Upselling.
SØR nutzt seit einiger Zeit nun schon Return-in-Store und Ship-from-Store, welche in Kombination lokale Filialen in dezentrale Fulfillment-Center verwandeln können. So spart sich der Modehändler mehr als 50 Prozent seiner Lagerkosten ein, da Artikel direkt aus den Geschäften vor Ort verschickt werden. Und wenn Kund*innen ihre Waren zurückgeben wollen, können sie das ebenfalls direkt vor Ort tun. Der Vorteil für den Händler: er spart sich Versandkosten und den Aufwand im Zentrallager.
Und für die Verbraucher bedeutet es, dass sie ihre Bestellungen nicht mühsam einpacken müssen und mit einem Retourenlabel in die nächste Postfiliale bringen. müssen. Vielmehr schauen sie einfach im Laden vorbei, bummeln vielleicht noch kurz durch die Auslage und finden unter Umständen sogar eine besser passende Bluse, Hose oder Jacke. Außerdem gelangt der zurückgegebene Artikel direkt wieder in der Verkauf und wartet nicht erst tagelang auf die Wiedereingliederung.
Damit kontert SØR ein bisher noch immer nicht gelöstes Problem im Versandhandel. Denn, Retouren werden bleiben. Es geht also vielmehr darum zu verstehen, warum sie entstehen und Methoden zu entwickeln, um sie für Mensch und Umwelt verträglicher zu machen. Return-in-Store ist hier ein erster Schritt in die Richtung für den Modehändler.